Themen und Akte auf der Bühne unseres psychischen Leidens

Das Drama in mehreren Akten aus der Sicht eines Depressiven

„Die Aufführungen meiner eigenen depressiv bizarren Theaterstücke rankten sich vielfach um die Themen Unsicherheit, Hilflosigkeit, Überforderung und Angst vor dem Scheitern. Diese Allianz attackierte zunehmend das Selbstvertrauen, die Selbstsicherheit und den Selbstwert.  In der Folge entstand ein Gefühl der Minderwertigkeit verbunden mit diffusen Zukunftsängsten. Diese handelten von fiktiven Arbeitsplatzverlusten und der vagen Furcht vor dem Verlassen Werden und der Vereinsamung. Die Ängste wuchsen sich im Verlauf des dramatischen Stücks in bedrängende Existenzängste aus. Ich fühlte mich den Mächten des Schicksals ausgeliefert. Scham und Schuldgefühle angesichts der eigenen Schwäche  betraten die Bühne und verschärften die Situation weiter. Eine Sinnleere machte sich breit. Neuinszenierungen des Stücks in Form  wiederkehrender depressiver Episoden nach gesunden Phasen waren zusätzlich geprägt von einer Angst vor der Angst. Unterschwellig war eine permanente Sorge vor einer erneuten Depression spürbar. Ein weiteres Aufschaukeln ergab sich aus dem Gefühl, dass sich diese Situationen eingebrannt haben und ähnliche Situationen sofort belastend wirken und möglicherweise einen neuen Depressionsschub auslösen.  Tatsächliche Ereignisse wie Arbeitsplatzwechsel und die Erfahrung von Trennung und Scheidung wirkten traumatisierend. Latent war die Angst im Nacken zu spüren, dass es erneut zu Arbeitsplatzproblemen, aber auch neuen Beziehungsproblemen kommen könnte. Am Ende stand die Angst, dass ein Leben ohne Krankheit nicht mehr möglich sei. Im Verlauf der schwereren depressiven Episoden war ich immer weniger in der Lage, wahrzunehmen, dass viele meiner Interpretationen fiktiv oder irrig waren. In der schweren Depression war ich von unwillkürlich ablaufenden irrationalen Vorstellungen bestimmt, ohne es selbst zu merken. Letztlich war ich gesteuert von sich ewig wiederholenden und aufschaukelnden negativen Gedanken. Ich kann nachempfinden, dass die Abwärtsspirale des eigenen Denkens und Fühlens manche Betroffene an einen Punkt bringt, an dem die Grenze zwischen dem, was wir Leben nennen und dem, was wir als Tod bezeichnen, zu fließen beginnt.“

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