Als Paar auf Dauer glücklich?!

Der Dünger für anhaltend positive Emotionen in Paarbeziehungen

Sonja Lyubomirsky, Psychologieprofessorin an der University of California, beschäftigt sich in ihrer Forschung seit geraumer Zeit mit der Frage unter welchen Voraussetzungen positive Emotionen und dauerhaftes Glück möglich sind, als Individuum und in Beziehungen.

Was also sind die Bedingungen für ein anhaltendes Glück in Paarbeziehungen?

Der Normalverlauf einer Beziehung kann uns kaum überraschen. Am Anfang steht die Leidenschaft. Große Gefühle. Wellen positiver Emotionen… Eine Weile hält sich das Glückslevel… Doch nach einer gewissen Zeit sinkt der Glückspegel mehr oder weniger drastisch. Beziehungsalltag. Kleine und große Krisen. Fast jeder kennt das.

Wenn uns etwas an langfristig befriedigenden Beziehungen liegt, stellen sich somit Fragen:

  • Lässt sich die emotionale Talfahrt stoppen?
  • Lassen sich die anfänglichen Glücksschübe reproduzieren?

Die frohe Botschaft aus Sicht der Emotionsforschung lautet: „Ja, aber“ – es ist möglich, doch nur unter bestimmten Voraussetzungen.  Das Unterfangen ist nicht ganz so einfach und erfordert einigen Einsatz. Die Wurzel des Übels liegt im psychologischen Gesetz der „hedonistischen Anpassung“:

  • Im Normalfall gewöhnt man sich sehr schnell an das Glücksgefühl nach positiven Erlebnissen, auch – oder gerade – in der Partnerschaft. Vieles wird normal. Wir nehmen es kaum noch wahr. Die Glücksgefühle verblassen mit der Zeit, positive Anlässe werden rarer.
  • Doch damit nicht genug. Wir streben bei fast allem nach Anpassung, natürlich nach oben.  Damit steigen die Ansprüche. Wir erwarten mehr. Wir stellen neue  Anforderungen.

Darüber hinaus leiden wir unter den Folgen unserer Evolution. Unser Hirn ist seit Urzeiten so ausgelegt, dass negative Emotionen nachweislich stärker und länger wirken als positive. Es wird also mit der Zeit immer schwieriger, die eigene Zufriedenheit aufrechtzuerhalten. Wir drohen in eine emotionale Abwärtsspirale zu geraten. Wir spüren zunehmend Unzufriedenheit, Leidensdruck.

Was also tun?

Wenn wir uns der Anpassungsmechanismen bewusst sind, können wir die unerwünschten Abläufe stoppen oder zumindest verzögern. Die Rezepte gegen abflachende Gefühle erscheinen auf den ersten Blick vergleichsweise schlicht und altbekannt:

Das Glücklevel in der Paarbeziehung lässt sich stabilisieren durch echte gegenseitige Wertschätzung und Abwechslung in der gemeinsam verbrachten Zeit. Variantenreiche gemeinsame Erfahrungen wirken dabei als Verstärker positiver Gefühle.

Zielführende Fragen in diesem Zusammenhang wären:

  • Wie können wir positive Gefühle stärken?
  • Welche Gelegenheiten in der Paarbeziehung sorgen für positive Gefühle?
  • Wie steht es mit echter Wertschätzung, Lob und kleinen Aufmerksamkeiten?
  • Gelingt es uns, auch die kleinen Dinge zu würdigen?
  • Schaffen wir es, uns gegenseitig zu bestärken, uns in der Zielerreichung zu unterstützen, uns zu ermutigen und Erreichtes angemessen zu würdigen?

Wie lassen sich negative Emotionen vermeiden?

  • Wäre es möglich, weniger zu kritisieren?
    (kritisieren wirkt emotional stärker und länger als positive Gesten)
  • Wie schaffen wir Raum für Abwechslung?
    (Was machen wir mit wem wo?)
  • Lassen sich gewohnheitsmäßige  Zeitpunkte, Abläufe und Häufigkeiten variieren?
  • Wie lassen sich Gemeinsamkeiten stärken?
  • Wie wäre es von Zeit zu Zeit mit einem symbolischen „Neustart“ durch bewusste Veränderungen
    (u.a. Umzug, Umbau, Reisen, neue Rituale)?
  • Wie können wir der Spirale gesteigerter Erwartungen entgegenwirken?
  • Wie können wir die bewusste Wahrnehmung und Wertschätzung dessen, was in Hier und Jetzt bereits ist, stärken?

Eine interessante Frage in diesem Zusammenhang ist auch:

  • Wie ginge es mir, wenn ich meinen Partner nie getroffen hätte?

Aus der Neurobiologie wissen wir, dass die Fähigkeit Dankbarkeit zu empfinden unser Glücksempfinden steigert. Dankbarkeit für das, was im Hier und Jetzt bereits vorhanden ist, ist wie ein Dünger für positive Emotionen. Wenn wir uns in unser Bewusstsein rufen, was bereits gut ist und dabei Dankbarkeit gegenüber dem Partner empfinden können, düngen wir die zarte Pflanze unserer eigenen Zufriedenheit und unseres persönlichen Glücksempfindens.

Das alles liest sich wie das kleine 1×1 der Beziehungen. Alles schon gehört. Längst bekannt.

Und doch stellt sich für manche vielleicht die Frage:
was würde eigentlich geschehen, wenn wir dieses kleine 1×1 in unseren eigenen Beziehungen auch anwenden würden?

Literatur:

  • Glücklich sein: Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden zu leben von Sonja Lyubomirsky und Jürgen Neubauer

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