Sinn und Spiritualität

Existenzielle Krise

Die Schwermut ist etwas zu Schmerzliches, und sie reicht bis tief in die Wurzeln unseres menschlichen Daseins hinab, als dass wir sie den Psychiatern überlassen dürften.
Romano Guardini

Psychische Erkrankungen haben oftmals den Charakter existenzieller Krisen. In jedem Fall lösen sie aufgrund  des allerschütternden Charakters existenzielle Ängste aus. Trostlosigkeit, Niedergeschlagenheit, Sinnlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Mutlosigkeit und Bedrückung bestimmen das Denken und Fühlen.

Welchen Sinn macht beispielsweise eine Depression?

Gewöhnlich geht es in der Depressionstherapie um die Fragen, wodurch die Erkrankung entsteht und aufrechterhalten wird und wie sie bestmöglich zu behandeln ist. Interessant im Hinblick auf einen nachhaltigen Therapieerfolg scheint darüber hinaus die Frage des Wozu. Es geht hier um die Fragestellung, was die Symptomatik uns zu sagen hat. Wenn wir die Depression bildhaft als schwarz gekleidete alte Dame sehen, können wir uns entscheiden, ob wir die Frau in Schwarz nur vertreiben wollen.  Möglicherweise macht aber auch es Sinn, sie als Gast an den Tisch zu bitten, um zu hören, was sie zu sagen hat.

Solange wir nicht nach dem Wozu fragen, finden wir keinen Sinn. Damit vergeben wir uns Möglichkeiten, denn zum einen kann eine neue Sinnzuschreibung in Form einer Umdeutung der Krankheit entlastend wirken. Kierkegaard beispielsweise beschreibt den Sinn seiner Schwermut:

Es ist meine Überzeugung, (…), dass ein Mensch, der die Bitterkeit des Lebens noch nicht geschmeckt hat, die Bedeutung des Lebens verfehlt hat.

Zum anderen fördert die Frage nach dem Wozu möglicherweise Aspekte eines veränderten Lebensentwurfs zutage, die im Rahmen der Therapie genutzt werden können. „Eigentlich wollte ich schon immer…“.

Aus der Frage nach dem Wozu ergeben sich Hinweise zum Hin-zu.
Wohin richtet sich die eigentliche Sehnsucht des Klienten?
Was könnte ein neues motivierendes Ziel sein?

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