Krisen als Rufe des Lebens – Die Heldenreise durch die eigene Unterwelt

Von Lebensrufen, Widerständen, inneren Kämpfen und persönlicher Reifung

Die Heldenreise nach Joseph Campbell

Die Heldenreise verläuft in Stationen. Zunächst erfolgt der Ruf. Der Held wird mit der Erfahrung eines Mangels oder dem plötzlichen Erscheinen einer Aufgabe konfrontiert.

Die zweite Phase ist die der Weigerung. Der Held zögert, dem Ruf zu folgen, weil es gilt, Sicherheiten aufzugeben.

Doch dann folgt der Aufbruch. Der Held überwindet sein Zögern und macht sich auf die Reise. Es treten Probleme auf, die als Prüfungen interpretiert werden können.

Der Held erhält übernatürliche Hilfe. Er trifft unerwartet auf einen oder mehrere Mentoren.

Es folgt eine wichtige erste Schwelle. Ihn erwarten schwere Prüfungen, darunter ein Kampf mit dem Drachen, der sich als Kampf gegen die eigenen inneren Widerstände und Illusionen erweisen kann. Weitere Probleme und Prüfungen folgen, die mit übernatürlicher Hilfe gemeistert werden.

Der Held ist nun reif für Initiation und Transformation: Es kommt zum Empfang eines Elixiers oder Schatzes, der die Welt des Alltags, aus der der Held aufgebrochen ist, retten könnte. Dieser Schatz kann in einer inneren Erfahrung bestehen, die durch einen äußerlichen Gegenstand symbolisiert wird.

Zunächst verweigert der Held die Rückkehr. Er zögert, in die Welt des Alltags zurückzukehren. Doch dann verlässt er die  Unterwelt. Der Held wird durch innere Beweggründe oder äußeren Zwang zur Rückkehr bewegt.

Es folgt die Rückkehr. Der Held überschreitet die Schwelle zur Alltagswelt, aus der er ursprünglich aufgebrochen war. Er trifft auf Unglauben oder Unverständnis. Er muss das auf der Heldenreise Gefundene oder Errungene noch in das Alltagsleben integrieren.

Nun ist er Herr der zwei Welten. Der Heros vereint das Alltagsleben mit seinem neugefundenen Wissen und lässt somit die Gesellschaft an seiner Entdeckung teilhaben.

Manchmal konfrontiert uns eine Krise mit Lebensentwürfen, Vorstellungen, Idealen, die nicht mehr tragfähig sind. Wir empfinden einen Mangel. Symptome sind die Rufe, die Veränderung fordern. Aber zunächst  klammern wir uns an das, was wir unsere Identität nennen. Wir wollen die vermeintliche Sicherheit nicht aufgeben. Versuche, loszulaufen und etwas zu verändern werden als problematisch oder als Scheitern empfunden. Es kommt zu schweren Prüfungen, darunter einem Kampf mit dem Drachen der Depression, der Angst, der Verzweiflung, der sich als Kampf gegen die eigenen inneren Widerstände und Illusionen zeigt. Die Probleme und Prüfungen scheinen zeitweise überwältigend. Aber es gibt auch Hilfe in Form empathischer Bezugspersonen, Ratgeber. Der  Held empfängt einen Schatz, der aus einer neuen inneren Erfahrung besteht. Der gereifte Mensch kehrt zurück in die Alltagswelt integriert das  auf seiner Heldenreise Gefundene oder Erarbeitete in das Alltagsleben. Er findet eine neue Balance zwischen den Anforderungen des Alltagslebens und  den Aspekten des  neugefundenen Wissens. Und vielleicht lässt er andere an seiner Erfahrung teilhaben. Den Ruf der Krise zu vernehmen, sich von irrationalen Anhaftungen zu befreien und  das Alte loszulassen, eröffnet für den Menschen Möglichkeiten, Neues zu finden vorzustoßen zu einem heilsameren Lebensentwurf.

Literatur:

  • Der Heros in tausend Gestalten

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