Der Hund im Spiegelsaal

Die hundert Spiegel

Ein Hund hatte sich eines Tages beim Herumstreunen in einer Höhle mit vielen Gängen verirrt und befand sich plötzlich in einem großen Saal mit tausend Spiegeln. Wo er auch hinschaut, überall sieht er nur Hunde, nichts als Hunde. Erschrocken und voller Misstrauen sträubt er das Fell und weicht einige Schritte zurück. Da dies alle anderen Hunde in den tausend Spiegeln such tun, beginnt er zu knurren, zieht die Lefzen hoch und zeigt wütend seine Zähne. Als er sich nun aber zu seinem Entsetzen dieser riesigen Zahl von wütenden, zähnefletschenden Hunden gegenüber sieht, gerät er in heillose Verwirrung. Er beginnt sich zornig im Kreise zu drehen, was die Hunde in den Spiegeln natürlich ebenfalls tun. Und so dreht er sich immer schneller, bis er plötzlich tot umfällt.
Es stellt sich hier nun die Frage, was wohl geschehen wäre,  wenn dieser Hund auch nur ein einziges Mal mit dem Schwanz gewedelt hätte?

Zensho

In einer schweren psychischen Episode haben sich die Betroffenen oftmals in der Höhle ihres Geistes verirrt. Sie sind unglücklich und wo sie auch hinsehen finden sie Bilder der Verzweiflung. Sie finden überall Bestätigung für die eigene Sicht. Dieser Negativfilter verstärkt ihr eigenes Entsetzen. All das Elend stürzt sie in immer größere Verwirrung. Sie drehen sich immer schneller in der Abwärtsspirale der Depression. Durch das immer schnellere Drehen nimmt die Verwirrung immer mehr zu. Der Depressive sieht überall Bestätigungen seiner Depression. Wo auch immer er hinsieht, findet er Verstärker und vermeintliche Beweise in Form von immer neuen Gedankengebilden. Grübeln ist wie das Schauen in tausend Spiegel, die alle Beweise und Bestätigungen für das depressive Denken, Fühlen und Verhalten liefern. Die Frage ist, was geschieht, wenn wir das Muster durchbrechen. Was ist, wenn wir mit dem Schwanz wedeln, wenn wir die depressiven Muster durchbrechen und die Aufmerksamkeit immer wieder fokussieren auf das, was schön ist und Hoffnung macht?

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