Glück ist etwas ist, für das wir uns aktiv entscheiden können

Sichtweisen der Psychologie und Neurobiologie

Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass wir so etwas wie einen ”Sollwert” für Glücksempfinden haben. Dieser Wert scheint unser Wohlbefinden maßgeblich zu bestimmen. Wir fühlen uns glücklicher, wenn etwas „Positives“ geschieht und weniger glücklich, wenn sich etwas „Negatives“ ereignet. Wir pendeln um unser unserem Glücks-Gleichgewicht. Dieser Sollwert kann bis zu einem gewissen Grad neu justiert werden. Obwohl unsere generelle Stimmung und unser Wohlbefinden teilweise durch unsere Gene und unsere Erziehung bestimmt sind, können wir nach heutiger Auffassung führender Wissenschaftler einen maßgeblichen Teil unseres Glücksempfindens selbst mitbestimmen. Forschungen auf dem Gebiet der positiven Psychologie zeigen, dass wir uns aktiv „für Glück entscheiden“ können, indem wir unsere innere Haltung ändern.

“Die größte Erkenntnis aller Generationen ist, dass der Mensch sein Leben verändern kann, indem er seine Einstellung ändert.”
William James

Experimentelle Studien haben gezeigt, dass allein der Versuch, glücklicher zu sein, tatsächlich die Stimmung und Wohlbefinden verbessern kann. In einer Studie hörten zwei Gruppen ”glückliche” Musik. Eine Gruppe sollte sich Mühe geben, glücklicher zu sein, während die andere Gruppe dies nicht aktiv versuchen sollte. Diejenigen, die sich Mühe gaben, waren anschließend tatsächlich euphorisch.

Wege, auf denen wir Glück wieder stärker selbst in die Hand nehmen können:

Aufmerksamkeitslenkung auf positives Erleben

Glückliche Menschen, lenken ihre Aufmerksamkeit auf positives Erleben.

„Entscheidet euch, Gelegenheiten, um glücklicher zu werden, zu nutzen… Programmiert beispielsweise eure Überzeugungen und Werte neu. … Wählt Umgebungen und Menschen, die euer Glück wahrscheinlich steigern. Die Menschen, die am glücklichsten werden und die am meisten wachsen, sind jene, die Wahrheit und ihre eigene Weiterentwicklung zu ihren wichtigsten Werten machen.”
Tom G. Stevens “You Can Choose to Be Happy”

Der Neurobiologe Rick Hanson geht davon aus, dass unser Gehirn darauf programmiert ist, Negatives zu selektieren. Unser Gehirn ist wie ein „Klettband für negative Erfahrungen“ und wie „Teflon für positive“. Diese “Schieflage” bringt unser Gehirn dazu, die Aufmerksamkeit intensiver auf negative Nachrichten zu lenken als auf positive. Dies sorgt dafür, dass wir stärker negative als positive Erinnerungen formen. Wir können anderseits Gutes stärker schätzen lernen und die den kleinen, positiven Momenten intensivieren. Wir erkennen jedoch oftmals nicht die innere Kraft alltäglicher Erlebnisse.

„Wir sind umgeben von Möglichkeiten — 10 Sekunden hier oder 20 Sekunden dort — um gute Ereignisse zu registrieren und von ihnen zu lernen. Menschen machen das nicht, obwohl sie es könnten.”
Rick Hanson

Entscheidung für Achtsamkeit

Das Geheimnis  des Glücks könnte in etwas so vermeintlich einfachem wie Achtsamkeit liegen. Meditation – also etwas, was wir alle tun können oder zumindest könnten, indem wir unseren Geist zur Ruhe kommen lassen — kann ein wahrer Glückskatalysator sein. Richard Davidson, Psychologieprofessor an der University of Wisconsin hat herausgefunden, dass regelmäßige Meditation dafür sorgt, die Gehirnaktivität von der rechten Stirnhälfte (die mit der Depression, Angst und Sorge assoziiert wird), in die linke Hälfte zu verlagern, die mit Glück, Freude, Euphorie und Wachsamkeit in Verbindung gebracht wird.

Die Einstellung zum Glück

Wir gehen häufig davon aus, dass unser Streben nach Erfolg zum Glück führt. Allerdings hat die Forschung gezeigt, dass vielleicht eher das Gegenteil der Fall ist. Das Streben nach Glück führt nicht nur zu Glück an sich, sondern auch zu mehr Erfolg. Sich eine positive Einstellung anzueignen, kann das Wohlbefinden einer Person stärken und die Leistung auf verschiedenen Ebenen verbessern – von Produktivität zu Kreativität und sozialem Engagement.

„Menschen, die sich eine positive Einstellung aneignen, kommen besser mit Herausforderungen zurecht… Ich nenne das den „Glücksvorteil“
Shawn Achor “The Happiness Advantage”

Die Transformierende Kraft des Mitgefühls

Die Glücksfähigkeit unserers Gehirns lässt sich steigern, indem wir über Mitgefühl („Metta“) meditieren. Gehirn-Scans des französischen Mönchs Matthieu Ricard haben gezeigt, dass sein Gehirn noch nie zuvor aufgezeichnete Gamma-Wellen produzierte, wenn er Metta-Meditation praktizierte. Ricard hat seine Fähigkeit zum Glück „geübt“.

“Meditation bedeutet nicht nur, unter einem Mangobaum zu entspannen. Meditation kann dein Gehirn, und damit das, was du bist, verändern”
Mathieu Ricard

Die Wirkung von Dankbarkeit

Studien belegen, dass Dankbarkeit zu kultivieren ist Weg ist, um glücklicher zu sein. Wir haben es selbst in der Hand. Dankbare Menschen neigen dazu, die einfachen Dinge zu genießen, Dinge, die uns allen zugänglich sind.

Lächeln auf dem Weg zu mehr Glücksempfinden

Eine Studie der Michigan State University zeigt, dass Angestellte, die durch positive Gedanken zum Lächeln gebracht wurden, besser gestimmt und weniger erschöpft waren. Falsches Lachen hingegen, führte zum Gegenteil und verschlechterte die Stimmung und machte die Angestellten erschöpfter.

Die Erlaubnis glücklich zu sein

Bronnie Ware hat jahrelang Menschen auf einer Palliativstation bis an ihr Sterbebett begleitet. Dabei stellte sie fest, dass viele es bereuten, dass sie „sich selbst nicht erlaubt” hatten glücklich zu sein. Sie waren zu sehr in alten Mustern und Gewohnheiten gefangen. Die vermeintliche Sicherheit, die Komfortzone des Bekannten und Gewohnten hatte ihre Emotionen und ihr Leben bestimmt. Die Angst vor Veränderung ließ sie so tun, als seien sie zufrieden. Als sie dann am Ende ihres Lebensweges ankamen, wünschten sie sich, einmal richtig zu lachen und wieder albern sein zu können …

„Das Leben ist eine Entscheidung. Es ist unsere Entscheidung. Entscheidet bewusst, entscheidet bedacht, entscheidet ehrlich. Entscheidet euch für das Glück.“ (Bronnie Ware, “The Top Five Regrets Of The Dying”
Bronnie Ware (“The Top Five Regrets Of The Dying”).

Auf Basis: The Huffington Post  |  von Carolyn Gregoire | Veröffentlicht: 28/10/2015 | ursprünglich erschienen bei der Huffington Post USA

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