Das Ego verkleinern

Befreiung vom Ich

Der Wert des Menschen ist in erster Linie dadurch bestimmt, in welchem Grad und in welchem Sinn er zur Befreiung vom Ich beiträgt.
Albert Einstein

Sri Chinmoy, ein bedeutender spiritueller Lehrer des 20. Jahrhunderts, fordert uns auf, unser Ego zu reduzieren. Das Ego ist der Teil in uns, der sich von Bewunderung, Komplimenten und Erfolgserlebnissen nährt. Wenn wir im Ego leben, fallen wir automatisch Gefühlen von Erfolg oder Misserfolg, Überheblichkeit oder Minderwertigkeit, Stolz oder Nichtigkeit zum Opfer. Wenn wir diese negativen Gefühle vermeiden wollen, müssen wir unser Ego überwinden. Wenn wir das Ego überwinden, so Sri Chinmoy werden wir merken, dass sich die Menschen instinktiv eher zu uns hingezogen fühlen, obwohl wir doch nicht mehr versuchen, Eindruck zu schinden. Es scheint paradox zu sein, dennoch kann die Einschränkung egoistischer Triebe eine radikale Wandlung in unserem Leben bewirken. Doch wie kann das gehen?

Wir sollten nicht zwanghaft versuchen, andere beeindrucken zu wollen. Wir sollten es vermeiden, unbedingt unsere Leistungen und Erfolge ins Gespräch bringen zu wollen. All diese Aspekte mögen unser eigenes Ego beeindrucken, aber sie werden wenig Einfluss auf andere Leute haben.

Wir sollten uns ebenso vor falscher Bescheidenheit hüten, um eine Aufwertung durch andere zu provozieren. Bescheidenheit bedeutet nicht nur, dass wir auf unsere Errungenschaften nicht übertrieben stolz sind, sondern auch, dass wir unsere Fehlschläge nicht hervorheben, nur um Sympathie zu ernten.

Wir sollten uns vor Schmeichelei hüten. Wir sollten darauf achten, wie wir Bewunderung annehmen, manchmal kann dies genauso schwer sein wie Kritik einzustecken. Das Problem liegt darin, dass das Ego es liebt, geschmeichelt zu werden.  So können wir leicht nach Schmeicheleien süchtig werden. Wir sollten uns nicht mit Leuten umgeben, die uns schmeicheln, denn das nährt bloß das Ego in uns. Und wir sollten nicht anderen Leuten schmeicheln in der Hoffnung, dass sie unser Kompliment erwidern.

Es ist ein Fehler zu glauben, dass die Ausübung einer spirituellen Lebensweise uns moralisch über andere stellt. Wenn wir irgendeine Überlegenheit fühlen, gehen wir am Sinn und Zweck der Spiritualität vorbei. In der Spiritualität geht es um das Gefühl der Verbundenheit und nicht darum zu beweisen, dass der eigene Weg besser ist als andere. Das kann eine sehr versteckte Seite des Egos sein. Wenn wir uns nämlich das Mäntelchen moralischer Überlegenheit umhängen, glauben wir schnell, dass wir das Ego reduzieren, stattdessen stärken wir es aber nur.

Wenn wir über andere schlecht sprechen, versuchen wir oft auf versteckte Weise, uns selbst in ein besseres Licht zu rücken. Wir mögen es vielleicht nicht deutlich sagen, aber wenn wir auf die Unzulänglichkeiten anderer aufmerksam machen, glauben wir diese Fehler selbst nicht zu haben und fühlen uns daher besser als sie. Hier spielt das Motiv eine Rolle. Was ist dein Beweggrund jemanden zu kritisieren? Wenn es aus dem Grund ist, uns besser darzustellen, sollten wir uns erinnern, dass wir meist dieselben Unvollkommenheiten, die wir an anderen kritisieren, in uns tragen, nur nehmen wir sie leichter an Anderen wahr.

Was sind die Beweggründe für unser Handeln? Würden wir eine Tätigkeit mit derselben Intensität ausführen, wenn niemand wüsste, dass wir sie getan haben? Wenn wir selbstlos handeln können ohne das Bestreben, dass Andere davon erfahren, dann ist das ein Zeichen, dass uns das Ego nicht wichtig ist. Wenn wir aber nur handeln, um Lob zu erhalten, dann arbeiten wir um der Befriedigung des Ego willen. In Wirklichkeit ist es so, dass unsere Bemühungen viel größere Beachtung finden, wenn wir wirklich selbstlos arbeiten. Versuche etwas zu tun, ohne dass andere davon wissen.

Wahre Schönheit wird erst durch Bescheidenheit und die Abwesenheit des Ego hervorgehoben. Wir sollten übertriebenes Interesse an unserer äußeren Erscheinung vermeiden.

Um unser Ego zu reduzieren, müssen wir unseren Gedanken und Motiven, die hinter unseren Handlungen stehen, große Aufmerksamkeit schenken. Wir müssen sehr strikt mit uns sein und herausfinden, warum wir etwas tun. Es braucht große Wachsamkeit, um das Ego zu reduzieren, und eine beständige Reflexion unserer Handlungen und Motive.

In jedem Falle lohnt es sich, das Ego in Schach zu halten, da dies ein Weg zu innerem Frieden ist.

Um den Zustand reiner Glückseligkeit zu erlangen, muss man das Ego aufgeben.
Sri Chinmoy

 

Literatur:

  • Glücklichsein – Spirituelle Kraft für das Abenteuer des Lebens von Sri Chinmoy

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