Ein Lob auf das Eigenlob

Anerkennung für uns selbst

Jeder Mensch wünscht sich Anerkennung. Wir alle wollen gesehen, anerkannt und wertgeschätzt werden. Normalerweise erhoffen wir uns die Anerkennung eher im Außen. Doch die bleibt manchmal aus. Das Gute ist: Wir können trotzdem Anerkennung und Wertschätzung in Hülle und Fülle bekommen. Von uns selbst.

„Eigenlob stinkt“

Viele kennen diesen Satz aus Kindertagen und halten ihn auch heute noch unreflektiert für wahr. Doch was, wenn es ganz anders wäre, wenn Eigenlob eher duftet als stinkt? Wir sind es einfach nicht gewohnt, uns selbst zu loben. Eher kritisieren wir uns oder hoffen auf die ersehnte Anerkennung von außen. Dabei macht es Sinn, sich selbst gelegentlich zu feiern. „Ich lobe mich selbst, wenn es sonst schon keiner tut.“ In Zeiten, da die Anforderungen und der Druck ständig steigen und eher wenig Anerkennung für Geleistetes von außen kommt, sind wir gut beraten, uns auf uns selbst zu besinnen. Denn psychologisch gesehen macht uns die eigene Anerkennung und Wertschätzung stärker und emotional unabhängiger. Auch wenn dies auf der Hand liegt, scheint es eine Kunst zu sein, uns selbst tatsächlich wertzuschätzen.

Anerkennung von außen

Anerkennung durch andere ist nicht nur problematisch, wenn wir sie nicht bekommen. Sie hat auch ihre Tücken, wenn wir sie erhalten. Denn sie wird uns nicht dauerhaft genügen. Der Grund ist die „Tretmühle“ in unserem Gehirn, die nach einer gewissen Zeit nach mehr verlangt. Anerkennung kann dann wie eine Droge wirken und uns in einen Teufelskreis manövrieren. Wir werden abhängig  von dieser Art Lob. Und damit werden wir letztlich zu Sklaven der Erwartung derer, die uns Anerkennung zukommen lassen.

Echte, authentische Anerkennung kommt von innen

Echte, authentische Anerkennung hat keine negativen „Nebenwirkungen“. Sie stärkt das „implizite Selbstbewusstsein“. Und dieses ist letztendlich verantwortlich dafür, ob sich ein Gefühl der Zufriedenheit einstellt. Es ist wichtig, die Fähigkeit zu entwickeln, tief zu empfinden, wenn wir etwas wirklich gut gemacht haben.

„Ich bin ein Versager“

Unser Selbstwertgefühl ist in hohem Maß durch das bestimmt, wofür wir in der Kindheit Wertschätzung erfahren haben.  Viele spüren hier ein Defizitgefühl. „Das verdiene ich gar nicht.“ „Ich bin nicht willkommen.“ „Ich genüge nicht.“ „Ich bin zu kurz gekommen.“ Die Reparaturversuche für das Selbstwertgefühl münden häufig in dem Versuch, durch Arbeit zu Erfolg und dadurch zu Anerkennung zu gelangen. Doch dies ist aus der oben dargestellten Logik heraus ein untauglicher Versuch. Ein Ausbleiben der Anerkennung führt sofort zurück in das Gefühl, nicht zu genügen. Der Leistungsdruck verstärkt sich, der Teufelskreis ist in Gang gesetzt. Ein latentes Gefühl „nicht willkommen zu sein“ führt bei manchen Menschen zum Versuch, dies durch Helfen zu kompensieren. Dies soll das Gefühl vermitteln „richtig zu sein“ und gebraucht zu werden. Doch auch dieser Versuch ist letztlich untauglich.

Wie kann nun ein Ausweg aussehen?

Der erste Schritt besteht darin, genau zu analysieren, was zu dem Defizit des Selbstwerts geführt hat. Was genau hat gefehlt? In einem zweiten Schritt wird es darum gehen, das eigene Denken umzustrukturieren. Aus „ich bin zu kurz gekommen“ kann mit der Zeit „ in mir ist alles, was ich brauche“ werden. „Ich genüge.“ Dies ist ein natürlich ein Weg, der Mut, Ausdauer und Zeit braucht.

Doch der Weg kann uns von mehr Selbsterkenntnis  über die Selbsterlaubnis zu Eigenlob zu einer sukzessiven Befreiung problematischer Kindheitserfahrungen führen. Damit wird auch ein Ausbruch aus der Spirale aus Leistung, Überforderung und Erschöpfung möglich. Am Ende kann eine größere Unabhängigkeit von Rückbestätigungen  von außen stehen. Wir bestätigen uns von innen heraus. Wir werden freier. Wir übernehmen mehr und mehr die Eigenregie über unser Maß an Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit.

Literatur:

Die Kunst, sich wertzuschätzen – Angst und Depression überwinden – Selbstsicherheit gewinnen von Heinz-Peter Röhr

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